Wikipedia - Philadelphia Flyers

Bei den Philadelphia Flyers (IPA: [ˌfɪləˈdɛlfiə flaɪɚs]) handelt es sich um ein professionelles US-amerikanisches Eishockeyfranchise aus der National Hockey League (NHL). Das Franchise wurde am 5. Juni 1967 in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania gegründet und nahm zum Beginn der Saison 1967/68 den Spielbetrieb auf. Die Teamfarben sind Orange, Schwarz und Weiß.

Die Flyers tragen ihre Heimspiele im Wells Fargo Center aus und gingen aus der großen Erweiterung der Liga vor der Saison 1967/68 hervor, als die Teilnehmerzahl von sechs auf zwölf aufgestockt wurde. Nachdem sich das Team schnell in der Liga etabliert hatte, gewann es Mitte der 1970er Jahre zweimal den prestigeträchtigen Stanley Cup. In dieser Zeit wurde aufgrund der harten Spielweise der Mannschaft auch der Spitzname „Broad Street Bullies“ geprägt. Trotz mehrerer Finalteilnahmen und guter Resultate in den folgenden Jahren konnten die Flyers die Titelgewinne der Anfangsjahre nicht wiederholen.

History

Gründung (1965–1967)

Edward Malcolm Snider (1933–2016), Mitbegründer der Philadelphia Flyers

Bis 1967 bestand die NHL aus nur sechs Franchises, den sogenannten „Original Six“. Zwecks Abschlusses eines landesweiten Fernsehvertrags in den Vereinigten Staaten sowie um die größer werdende Konkurrenz durch die Western Hockey League einzudämmen, beschlossen die verantwortlichen NHL-Funktionäre am 11. März 1965 eine Erweiterung der Liga um sechs zusätzliche Franchises mit Beginn der Saison 1967/68. Interessenten mussten sich beim geschäftsführenden NHL-Aufsichtsrat (NHL Board of Governors) mittels einer Präsentation um die Gewährung einer Lizenz bewerben.

Seit dem Besuch eines NHL-Spiels der New York Rangers gegen die Montréal Canadiens im Madison Square Garden Anfang der 1960er Jahre war der US-amerikanische Unternehmer Edward Malcolm Snider vom hohen Beliebtheitspotenzial des in den Vereinigten Staaten zum damaligen Zeitpunkt noch recht wenig verbreiteten Eishockeysports überzeugt. Deshalb beschloss der 1964 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und Schatzmeister der Washington Redskins ernannte und damit als Sportfunktionär sowie Mitbesitzer eines professionellen Sportvereins bereits erfahrene Snider, eine Lizenz für die Gründung eines neuen NHL-Franchises in Philadelphia zu beantragen. Zwecks Finanzierung seines Vorhabens bildete Snider 1965 gemeinsam mit dem damaligen Besitzer der Philadelphia Eagles Jerry Wolman, dem Investmentbanker William Putnam sowie seinem als Bauunternehmer tätigen Schwager Jerome Schiff ein Investorenteam.

Wolman und Putnam präsentierten am 8. Februar 1966 im New Yorker St. Regis Hotel dem NHL-Ligaerweiterungsausschuss (NHL Expansion Committee) Sniders Pläne, die den Bau eines modernen Eishockeystadions mit einer Kapazität von mindestens 15.000 Sitzplätzen umfassten. Überdies stellten Wolman und Putnam eine das hohe Zuschauerpotenzial des Großraums Philadelphia betonende Machbarkeitsstudie vor. Tags darauf erhielt Putnam telefonisch die Zusage vom Vorsitzenden des NHL-Ligaerweiterungsausschusses William M. Jennings. Noch am gleichen Tag gab Snider zusammen mit Bürgermeister James Hugh Joseph Tate auf einer Pressekonferenz im Rathaus von Philadelphia die bevorstehende Gründung eines NHL-Franchises sowie den Bau eines neuen Eishockeystadions im Stadtgebiet bekannt. Bei gleicher Gelegenheit stellte Snider die zukünftigen Teamfarben Schwarz, Weiß und Orange sowie das bis heute unveränderte Vereinsemblem der Öffentlichkeit vor. Kurz darauf verpflichtete Snider den 42-jährigen Kanadier Norman Robert Poile als General Manager. Das Traineramt übernahm der 43-jährige Kanadier Keith Allen. Außerdem erfolgte die Eröffnung einer Geschäftsstelle im Life of Pennsylvania Building im Stadtzentrum. Im Rahmen eines im Juli 1966 öffentlich ausgetragenen Wettbewerbs entschied sich die Jury für den Vorschlag des neunjährigen Alec Stockard, dem neuen NHL-Franchise den Namen „Philadelphia Flyers“ zu geben.

Im Frühjahr 1967 stieß Sniders Gründungsprojekt beim Aufbringen der von der NHL geforderten Lizenzgebühr in Höhe von zwei Millionen US-Dollar erstmals auf ernsthafte Probleme. Geplant war, den Aktienbesitz und damit das finanzielle Risiko unter Putnam (25 Prozent), Wolman, Schiff, Snider (jeweils 22 Prozent) sowie zahlreichen Kleinaktionären (9 Prozent) aufzuteilen. Als der in eine finanzielle Notlage geratene Wolman jedoch Ende Mai aus dem Investorenteam ausschied, musste sich Snider hoch verschulden und die Rundfunkübertragungsrechte der ersten drei Spielzeiten für 375.000 US-Dollar an die Kaiser Broadcasting Corporation verkaufen, um Wolmans Aktienpaket sowie dessen vorgesehenen Anteil von einer Million US-Dollar an der Lizenzgebühr übernehmen zu können. Der gleichzeitige Erwerb eines Anteilsbesitzes von 16 Prozent aus Schiffs Aktienpaket machte Snider mit insgesamt 60 Prozent zum Mehrheitsaktionär. Obendrein gelang es Snider, anstelle der Kleinaktionäre mit dem Getränkegroßhändler Joe Scott einen weiteren finanzkräftigen Unternehmer als Großaktionär mit einem Anteilsbesitz von 15 Prozent, der auch die restlichen 6 Prozent aus Schiffs Aktienanteil umfasste, für das Projekt zu gewinnen. Mit Scotts Einbezug verbesserten sich die Kreditwürdigkeit sowie Liquidität der nunmehr aus Snider, Putnam und Scott bestehenden Eigentümergruppe erheblich.

Die geforderten zwei Millionen US-Dollar überwies Snider am 5. Juni 1967 wenige Stunden vor Ablauf der Zahlungsfrist telegrafisch, nachdem ein mehrstündiger Stromausfall an der Ostküste beinahe das ganze Vorhaben noch zum Scheitern gebracht hätte. Dieser Tag gilt als Gründungsdatum der Philadelphia Flyers.

Die frühen Jahre und Stanley-Cup-Siege (1967–1976)

Die Flyers waren zusammen mit den Pittsburgh Penguins, St. Louis Blues, Los Angeles Kings, California Seals und den Minnesota North Stars Teil der NHL-Ligaerweiterung von 1967, durch die die seit 1942 bestehende Ära der „Original Six“ beendet wurde. Jedoch blieb der größte Anteil der guten Spieler bei diesen sechs Veteranenteams, und die neuen Teams hatten es schwer. Dies änderte sich für die Flyers, als 1969 Bobby Clarke gedraftet wurde. Um ihn herum wurde ein physisches Team gebildet, das bald darauf auch den Spitznamen Broad Street Bullies (benannt nach der Halle für Heimspiele, das an der Broad Street liegt) erhielt. Mit diesem Team gewannen die Flyers den Stanley Cup in den Jahren 1974 und 1975 zweimal in Folge und wurden somit das erste Team aus der Erweiterung des Jahres 1967, das eine Meisterschaft gewann.

Ebenfalls als herausragende sportliche Leistung zu beachten ist die Leistung von Torhüter Bernie Parent, der in der Saison 1973/74 47 Siege in 73 Spielen einfuhr und damit einen Rekord aufstellte, der nur durch eine verlängerte Saison und Einführung von Verlängerungen in Saisonspielen 2006 von Martin Brodeur und Roberto Luongo jeweils überboten werden konnte. Parent hatte aber im Vergleich immer noch einen geringeren Gegentorschnitt und eine bessere Fangquote. Parent erhielt die Vezina Trophy als bester Torhüter der Saison und die Conn Smythe Trophy als bester Spieler der Playoffs in beiden Meisterschaftsspielzeiten.

Im Jahr auf den zweiten Titel folgend kam das sowjetische Nationalteam zu Besuch nach Amerika und spielte Freundschaftsspiele gegen Teams aus der NHL. Ein Spiel gegen die Flyers wurde für den 11. Januar 1976 angesetzt, und bis zu diesem Datum konnte kein NHL-Klub die Sbornaja besiegen. Allerdings waren die Russen nicht auf die raue Spielweise der Flyers eingestellt und verließen mitten im ersten Drittel aus Protest das Eis, nachdem Ed Van Impe ihren Top-Spieler Valeri Kharlamov so stark checkte, dass dieser über eine Minute nicht mehr aufstehen könnte. Die Russen kehrten nach kurzer Zeit zurück, verloren aber mit 1:4. In der laufenden Saison stellten die Flyers zwar Vereinsrekorde für gewonnene Spiele sowie erreichte Punkte auf und qualifizierten sich erneut für das Finale um den Stanley Cup, verloren jedoch gegen die Montréal Canadiens. Trotzdem erhielt Stürmer Reggie Leach die Conn Smythe Trophy. Im selben Jahr erhielt Bobby Clarke auch seine dritte Hart Memorial Trophy als bester Spieler der abgelaufenen Saison. Diese hatte er bereits 1973 und 1975 erhalten.

Erfolglose Teilnahmen am Stanley Cup Finale und sportliche Rückschläge (1976–1991)

Die nächsten Jahre sahen eher schlecht aus, als die Ära der Bullies zu Ende ging. Der gefürchtete Enforcer Dave Schultz wurde zu den Los Angeles Kings transferiert und Parent klagte über chronische Rückenprobleme. Schließlich musste er seine Karriere beenden, nachdem er eine Augenverletzung erlitten hatte, als ihn ein Schläger durch die Torhütermaske traf. Auch Trainer Fred Shero, der das Team zu beiden Meistertiteln geführt hatte, wurde ausgewechselt. Zwar spielten die Flyers erneut um den Stanley Cup im Jahre 1980, verloren aber gegen die damals dominierenden New York Islanders, geführt von Mike Bossy. In der Zwischenzeit waren zahlreiche neue Spieler wie Dave Poulin, Tim Kerr, Mark Howe und Rick Tocchet ins Team gekommen, jedoch konnten die Flyers auch 1985 den Cup nicht gewinnen, als sie gegen Wayne Gretzky und die Edmonton Oilers antraten. Die Saison 1985/86 wurde überschattet vom tragischen Tod des Star-Torhüters Pelle Lindbergh, der einen Monat nach Saisonbeginn mit dem Auto verunglückte. Er war nur Monate zuvor mit der Vezina Trophy ausgezeichnet worden.

1987 traten die Flyers erneut gegen die Oilers mit Gretzky und Mark Messier im Stanley-Cup-Finale an. Die Serie ging bis ins siebte Spiel und trotz der Niederlage wurde Philadelphias Schlussmann Ron Hextall zum besten Spieler der Playoffs gewählt. 1990 begann eine längere Misere für die Flyers, als sie sich zum ersten Mal seit 17 Jahren nicht für die Playoffs qualifizierten. Sie erhofften dies zu ändern, indem sie im NHL Entry Draft 1991 den hoch angesehenen Eric Lindros von den Québec Nordiques erwarben. Die Nordiques erhielten in diesem Tauschgeschäft Ron Hextall, Mike Ricci, Steve Duchesne, Kerry Huffman, Chris Simon, die Rechte an Peter Forsberg, zwei Erstrunden-Draftpicks für die Jahre 1993 sowie 1994 und 15 Millionen US-Dollar. Damit erwarben die Nordiques die Grundlagen, die ihnen zum Gewinn des Stanley Cup nach dem Umzug nach Denver und der Umbenennung in Colorado Avalanche verhalfen.

Erster Lockout und Rückkehr in die Stanley Cup Finals (1991–2004)

Trotz des Eintreffen von Lindros folgten diverse Trainer- und Management-Wechsel, bevor sich die Flyers wieder unter der neuen Führung von Bobby Clarke als General Manager und Terry Murray als Trainer stabilisierten. Clarke erwarb durch einen Transfer in der wegen Gewerkschaftsstreitigkeiten verkürzten Saison 1994/95 unter anderem John LeClair sowie Éric Desjardins von den Montréal Canadiens und holte Ron Hextall zurück ins Team. Eine neue Sturmreihe wurde mit Lindros, LeClair und Mikael Renberg gebildet. Aufgrund ihrer physischen Spielweise wurde die Reihe als Legion of Doom bekannt. Lindros wurde zum besten Spieler der Saison gewählt, die Flyers verloren aber die Spiele um die Stanley-Cup-Teilnahme gegen die New Jersey Devils. 1997 spielten die Flyers erneut um den Stanley Cup, wurden aber von den Detroit Red Wings mit 0:4 geschlagen.

Das Ende der 1990er Jahre war für Philadelphia geprägt durch interne Streitigkeiten und eine Reihe von Gehirnerschütterungen, die Lindros erlitt. Die Flyers blieben aber weiterhin ein Team, mit dem zu rechnen war. Der verletzungsanfällige Lindros wurde 2001 zu den New York Rangers transferiert. Trotz anhaltender Playoff-Teilnahmen erzielten die Flyers aber keine großen Erfolge. Die beste Saison nach dem Jahrtausendwechsel sollte die Spielzeit 2003/04 sein, in der Keith Primeau unter Hilfe von Spielern wie Desjardins, Jeremy Roenick und Simon Gagné die Flyers in das siebte und entscheidende Spiel des Eastern Conference Finals führen sollte, wo sie aber den Tampa Bay Lightning unterlagen. Primeau erlitt während der Playoffs mehrere Gehirnerschütterungen und trotz des Durchhaltevermögens, das er bewiesen hatte, markierte dies das Ende seiner Karriere.

Nach dem Lockout (seit 2005)

Nach der wegen Streitigkeiten zwischen der Spielergewerkschaft und der Liga entfallenen Saison 2004/05, schien es glatt für die Flyers zu laufen, jedoch wurden die Fans schwer enttäuscht, als in der Jubiläumssaison 2006/07 der Verein das schlechteste Ergebnis in der NHL und in der Vereinsgeschichte verbuchte. Das Team war gebrandmarkt von schlechten Leistungen des gesamten Kaders, und auch die vorherigen Amtshandlungen von General Manager Bob Clarke schienen keine Aussicht auf Besserung zu bieten. Einige Meinungen wurden laut, dass Clarke einfach die Liga-Beschlüsse, die aus der entfallenen Saison ergingen und ein schnelleres Spiel bevorzugen sollten, unterschätzte. Clarke wurde kurzfristig entlassen und durch Paul Holmgren ersetzt, der als erste Amtshandlung Trainer Ken Hitchcock feuerte. Holmgren begann das Team zu überarbeiten. Junge Spieler wie Jeff Carter und Mike Richards waren bereits vorhanden, und zusätzliche Transaktionen bauten das Team weiter aus. Unter anderem wurden der junge Verteidiger Braydon Coburn und Torhüter Martin Biron ins Team geholt. Die Meisterleistung zeigte Holmgren allerdings in zwei Tauschgeschäften mit den Nashville Predators. Zur Trade Deadline wurde der verletzungsgeplagte Peter Forsberg gegen die jungen Spieler Scottie Upshall und Ryan Parent sowie der Erstrunden-Draftpick der Predators getauscht. Nachdem die Saison beendet war, wurde der erworbene Draftpick wieder an diese zurückgeschickt für die Rechte an Scott Hartnell und Kimmo Timonen, deren Verträge ausgelaufen waren.

Trotz der sportlich kläglichen Saison mussten die Flyers aber noch eine Niederlage einstecken, als das Lotterie-System den Chicago Blackhawks die erste Wahl im darauffolgenden Draft zusprach. Die Flyers erhielten jedoch die zweite Wahl und entschieden sich für James van Riemsdyk. Einen weiteren großen Fang machte Holmgren auf dem Free-Agent-Markt mit dem stark umworbenen Daniel Brière. Die Flyers waren wiedererstarkt und konnten in der ersten Runde der Playoffs die von Alexander Owetschkin geführten Washington Capitals in der Verlängerung des siebten Spiels bezwingen. Nach einem weiteren Sieg über die Montreal Canadiens zogen sie in das Conference-Finale ein. Dort scheiterten sie allerdings an den Pittsburgh Penguins.

Im Vergleich zum Vorjahr waren die Flyers im Sommer 2008 zurückhaltend mit den Kaderplanungen und nahmen kaum größere Änderungen vor. Die Saison 2008/09 begann mit sechs Niederlagen in Folge, doch die Resultate verbesserten sich bis Weihnachten deutlich. Die folgenden mittelmäßigen Leistungen in den folgenden Monaten der regulären Saison zogen sich auch in die Playoffs. Dort scheiterten die Flyers in der ersten Runde, abermals an den Pittsburgh Penguins. In der Saison 2009/10 erreichten die Flyers unter dem neuen Trainer Peter Laviolette die Finalspiele um den Stanley Cup, verloren allerdings in sechs Spielen gegen die Chicago Blackhawks. Zuvor hatte das Team in der zweiten Runde die Boston Bruins in sieben Partien bezwungen, nachdem die Flyers nach drei Begegnungen bereits mit 0:3-Siegen in Rücklage geraten waren. Erst zum dritten Mal in der NHL-Historie gelang es einem Team, nach einem solchen Serienrückstand zu siegen.